Das Stadtarchiv hat in Münster eine interaktive Karte mit Orten zur kolonialen Geschichte der Stadt entwickelt. Für den DeKolonialwarenladen hat der stellvertretende Leiter des Stadtarchivs, Philipp Erdmann seine Gedanken zum Thema geteilt:
„Wie wollen wir mit einem Denkmal umgehen, das deutsche Soldaten erinnert, die in Kolonialkriegen gekämpft haben, die aber mit keinem Wort die eigentlichen Opfer dieser Kolonialkriege erwähnen? Die Spuren des Kolonialismus (auch wenn es den Kolonialismus als Herrschaftsform nicht mehr gibt), die wirken bis heute nach (…)
Ich glaube, die Zeit ist mittlerweile da, dass man hier Deutschlad auch breit über koloniales Unrecht diskutieren kann.“
(Aus dem Interview mit Philipp Erdmann)Aus dem Stadtarchiv: „Die Geschichte der deutschen Kolonien währte von 1871 bis 1918. Als Ideologie wirkte der Kolonialismus weiter darüber hinaus – auch in Münster. Entsprechend tief haben sich in der ehemaligen westfälischen Provinzialhauptstadt seit dem 19. Jahrhundert koloniale Spuren ins Stadtbild eingeschrieben. Münsteranerinnen und Münsteraner konsumierten Produkte aus Kolonien, schwelgten bei Völkerschauen oder Kolonialausstellungen in exotischen Träumen und drückten ihr Überlegenheitsgefühl gegenüber den Menschen in den Kolonien offen aus. Seit 1919 wurde in Münster wie anderswo offen eine Rückkehr zu Kolonialbesitz gefordert, nachdem das Deutsche Reich alle Kolonien verloren hatte. Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme erhielten koloniale Bestrebungen neuerlichen Aufwind. Nach 1945 blieb eine kritische Auseinandersetzung mit Kolonialismus wie anderswo in der westlichen Welt zunächst lange aus. Erst seit den 1970er-Jahren forderten zunächst noch kleinere gesellschaftliche Gruppen eine kritische Auseinandersetzung mit dem deutschen Anteil am globalen kolonialen Unrecht. Diese Prozesse dauern bis heute an. Eine umfassende Aufarbeitung von Münsters kolonialer Vergangenheit steht noch aus …“ (Text: Stadtarchiv Münster; zur Karte und weiterlesen)